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Corona und Hund – die 10 wichtigsten Fragen

Die Corona Krise hat Deutschland fest im Griff und viele Menschen machen sich auch Sorgen um ihre Hunde. Kann mein Hund sich mit dem Coronavirus infizieren? Können Hunde das Coronavirus übertragen? Was muss ich generell beachten?

Dieser Artikel, der in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. med. vet. Ingo Nolte von der Stiftung Tierärztlichen Hochschule in Hannover entstanden ist, beantwortet alle relevanten Fragen rund um das Thema Corona und Hund. Alle neuen Entwicklungen diesbezüglich sind in diesem Update zu finden.

Inhalt

Prof. vet. Ingo Nolte - Coronavirus Kommentar

Prof. Dr. med. vet. Ingo Nolte ist Fachtierarzt für Kleintierchirurgie, innere Medizin der Kleintiere und für Onkologie. Er praktiziert, lehrt und forscht an der Tierärztlichen Hochschule in Hannover. Hier geht’s zu seinem Profil.

Angesehene Institutionen liefern bereits verlässliche Antworten, so z.B. die Weltgesundheitsorganisation (WHO), das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL), der Deutsche Tierschutzbund, das Friedrich-Löffler-Institut (FLI) und das European Centre for Disease Control (ECDC).

Damit jedoch wirklich alle Fragen beantwortet werden, die Hundehalter derzeit beschäftigen, haben wir zusätzlich mit Prof. Dr. med. vet. Ingo Nolte von der Tierärztlichen Hochschule in Hannover gesprochen.

Was genau ist das Coronavirus und wie wird es übertragen?

Das Coronavirus – auch bezeichnet als das NEUE Coronavirus „SARS-CoV-2“- ist ein Virus, das zur Atemwegserkrankung COVID-19 führt und wurde im Dezember 2019 erstmals nahe der Stadt Wuhan in der Provinz Hubei in China bekannt. Das Virus ist hoch ansteckend und verbreitet sich von Mensch zu Mensch daher weltweit sehr schnell. Laut WHO wird das Coronavirus über die sogenannte Tröpfcheninfektion übertragen. Wenn also jemand hustet, niest oder einem anderen Menschen beim Sprechen sehr nahe kommt, kann es zu einer Übertragung kommen. Auch Schmierinfektionen sind theoretisch möglich, denn Coronaviren überleben auch auf Oberflächen, wie z.B. einer Türklinke. Befinden sich dort ausreichend Viren und fasst man sich nach Kontakt ins Gesicht, kann das Virus auf diesem Wege weitergegeben werden. Schmierinfektionen sind jedoch nicht der Hauptübertragungsweg.

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Um eine Ansteckungswahrscheinlichkeit zu verringern, sind folgende Maßnahmen essentiell:

Corona Hygiene

Kann mein Hund sich mit dem neuen Coronavirus infizieren?

Nach derzeitigem Wissensstand können sich Hunde und andere Haustiere aut WHO nicht mit dem neuen Coronavirus infizieren. Coronaviren kommen in der Tierwelt schon seit langem vor. “Wir müssen hier differenzieren zwischen dem neuen Coronavirus und einer Infektion mit anderen Coronaviren. Diese führen nicht zu identischen Symptomen und sind nicht ansteckend für den Menschen”, klärt Prof. Dr. med. vet. Ingo Nolte auf. “Bereits seit Jahren gibt es Coronaviren bei Hunden – und auch Katzen -, die jedoch meist nur eine milde Durchfallerkrankung auslösen. Hierbei handelt es sich  häufig um Alpha-Coronaviren. Das aktuelle SARS-CoV-2 gehört zu den Beta-Coronaviren.

Unsicherheit entstand, als kürzlich in Hongkong ein Hund positiv auf das neue Coronavirus getestet wurde. Der Hundehalter war infiziert und beim Hund selbst wurden über hochempfindliche Methoden geringe Mengen des Virus in Nase und Maul nachgewiesen. Das Friedrich-Löffler-Institut schlussfolgert, dass es sich vermutlich nicht um eine aktive Corona Infektion, sondern um eine passive Verunreinigung durch die Viren in der Umgebung handelte. Der Hund ist trotzdem in Quarantäne für weitere Untersuchungen, zeigt bisher aber keine Krankheitssymptome. 

Kann ein Hund das Coronavirus direkt auf den Menschen übertragen?

Nach aktuellem Wissensstand kann das neue Coronavirus nicht von Haustieren auf den Menschen übertragen werden. „In der Medizin gibt es keine hundertprozentige Sicherheit. Bisher geht man allerdings davon aus, dass das Coronavirus nicht vom Hund auf den Menschen und andersherum übertragen werden kann“, so Prof. Dr. med. vet. Nolte.
Auch das ECDC, das BMEL und die WHO erklären, dass es aktuell keine Hinweise für Corona Infektionen und ihre Übertragung bei und von Haus- und Nutztieren gibt. Jedoch wird diese Aussage mit dem Hinweis vermerkt, dass es noch keine tiefergehenden wissenschaftlichen Studien diesbezüglich gibt. Dem nimmt sich aktuell das Friedrich-Löffler-Institut (FLI) an.

Können Coronaviren über das Fell des Hundes oder über die Leine übertragen werden?

Theoretisch: ja. Wie oben bereits beschrieben kann das Virus über das Fell oder die Leine ähnlich wie über andere Oberflächen übertragen werden. “Wie lange die Viren konkret am Hundefell überleben, wurde bisher jedoch noch nicht untersucht”, erklärt Prof. Dr. med. vet. Nolte. „Schmierinfektionen“ spielen bei der Übertragung jedoch eine untergeordnete Rolle, die durch regelmäßiges Händewaschen und “nicht-ins-Gesicht-fassen” gut unterbunden werden können. Das FLI rät daher, dass infizierte Personen ihren Hund natürlich streicheln können, sich jedoch vor dem Streicheln die Hände zu waschen. Hundeleinen und sämtliches Zubehör kann man in aktuellen Zeiten häufiger waschen und desinfizieren, ebenso wie man den Rest der eignen vier Wände sauber hält.

Buddy and Bello Infografik - Corona - Vorsicht bei Desinfektionsmitteln bei Hunden

Beim Desinfizieren ist jedoch Vorsicht geboten, denn Desinfektionsmittel können für Hunde und Katzen gefährlich werden. Bei welchen Mitteln man aufpassen muss und woran man erkennt, dass Haustiere auf diese Produkte reagieren, ist hier ausführlich beschrieben.

Was mache ich mit meinem Hund bei einer Ausgangssperre oder häuslicher Quarantäne?

Bei einer Ausgangssperre dürfen Hundehalter laut Deutschem Tierschutzbund mit ihrem Hund vor die Tür zum Spaziergang gehen. Sie müssen dies jedoch allein tun. Sollte es in Deutschland zu einer Ausgangssperre kommen, wird das zuständige Gesundheitsamt für Klarheit sorgen.

Hunde zuhause bei Corona

Bei der häuslichen Quarantäne darf der oder die Infizierte die eigenen vier Wände nicht verlassen. Wer einen eigenen Garten hat ist hier im Vorteil. Allerdings ersetzt der Garten für 14 Tage nicht den Spaziergang. Befindet man sich selbst in Quarantäne, sollten bekannte Personen den Hund ausführen. Sind Freunde und Familie vielleicht selbst betroffen oder verhindert, bieten professionelle Dogwalker eine tolle Alternative. In NRW, dem Bundesland, das derzeit mit am stärksten betroffen ist, haben sich Dogwalker organisiert und übernehmen eine große Anzahl von Hunden für Spaziergänge.

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Ursula Löckenhoff ist Autorin und professionelle Dogwalkerin. Sie leitet zudem ein Hundehotel in Düsseldorf.

“Gerade in diesen Zeiten ist es sinnvoll, nicht einfach Freunde oder den unbekannten Nachbarn zu fragen, ob er mit dem Hund rausgeht oder ihn für die Quarantäne Zeit hütet, sondern den professionellen Service der Hundebetreuer und Dogwalker zu nutzen. Vorsichtsmaßnahmen, wie Hygienevorschriften, Sicherheitsabstand und eigene Leinen werden hier eingehalten und die Kunden entsprechend angeleitet. Professionelle Dogwalker sind geschult mit einem oder mehreren, auch verhaltensauffälligen, ängstlichen oder aggressiven Hunden unterwegs zu sein,” rät Ursula Löckenhoff, Autorin und professionelle Dogwalkerin.

Wenn eine Quarantäne angeordnet wird, dann muss dem Folge geleistet werden, ansonsten kann eine hohe Geld- oder sogar Freiheitsstrafe angeordnet werden, da man “mutwillig andere Menschen in Gefahr bringt”. “Gemäß § 74 Infektionsschutzgesetz (IfSG) wird derjenige mit bis zu fünf Jahren Freiheitsstrafe oder mit einer Geldstrafe bestraft*, der die genannte Krankheit oder einen in § 7 IfSG genannten Krankheitserreger verbreitet.” – sagt das Bundesministerium für Inneres. Daher sollte man zum Schutz der Mitmenschen – aber auch für sich selbst – keine heimlichen Gassi-Gänge vornehmen.

*der eine nach § 73 Absatz 1 oder Absatz 1a Nummer 1 bis 7, 11 bis 20, 22, 22a 23 oder 24 IfSG bezeichnete vorsätzliche Handlung begeht (…)

Wie geht man am besten damit um, wenn man den Hund einer nachweislich infizierten und unter Quarantäne gestellten Person ausführt?

Prof. Dr. med. vet. Nolte rät: „Man sollte in erster Linie keinen haptischen Kontakt zu der infizierten Person haben und möglichst viel Abstand halten. Am besten werden Einmalhandschuhe verwendet, um das Risiko einzuschränken, sich über die Leine oder den Hund selbst zu infizieren.” Generell sollten sich alle Parteien trotzdem vorab die Hände waschen, die Abholperson nicht die Wohnung der Infizierten betreten und der Hund zum Abschied nicht noch dreimal extra gedrückt werden. Sollte die andere Person selbst Hundefreund sein, kann sie natürlich ihre eigene Leine mitbringen und den Hund einfach umleinen.

Wie soll man sich gegenüber seinem Hund verhalten, wenn man nachweislich infiziert ist?

In der Theorie kann man sich seinem Hund ganz normal gegenüber verhalten, da man ihn nicht anstecken kann. Allerdings wird man durch die Corona Infektion in Quarantäne gestellt und jemand Nicht-Infiziertes muss den Hund nun Gassi führen. Wenn der Hund nicht zwei Wochen zur Familie kommt, sondern nur für Spaziergänge abgeholt wird, ist es ratsam, ihn mit gewaschenen Händen zu streicheln, sich nicht über das Gesicht lecken zu lassen und auch nicht unbedingt das Gesicht im Fell zu vergraben. “Natürlich kann man seinen Hund streicheln und mit ihm Kuscheln”, so Prof. Dr. med. vet. Nolte. Derjenige, der den Hund ausführt, sollte intensiven Kontakt allerdings vermeiden, sich ebenfalls die Hände waschen und sich während des Spaziergangs nicht ins Gesicht fassen. 

Was ist zu beachten, wenn man jetzt mit seinem Hund zum Tierarzt muss?

Die Tierarztpraxen stellen die medizinische Versorgung der Tiere sicher und sind somit geöffnet. Damit man die Infektionsgefahr für Halter und Arzt gering hält, sind manche Praxen  nur für Notfälle und kontinuierlich behandlungsbedürftige Patienten verfügbar. “Alle Termine, die man verschieben kann wie beispielsweise Routinebehandlungen, sollte man verschieben. Auch geplante Impfungen sollten umterminiert werden, selbst wenn es laut Impfpass jetzt Zeit wäre. Das kann zu diesen Zeiten durchaus 2-3 Wochen warten”, erklärt Prof. Dr. med. vet. Nolte. Wenn man doch zum Tierarzt muss, vergeben die meisten Praxen nur noch Termine (entgegen einer offenen Sprechstunde) und lassen maximal 1-2 Personen ins Wartezimmer. Bei vielen Tierarztpraxen ist es möglich, dass man mit dem Tier draußen wartet und angerufen bzw. reingerufen wird. Idealerweise sollte nur eine Person als Begleiter mitkommen und der maximale Abstand zwischen Behandler und Tierhalter größtmöglich eingehalten werden.

Hund drinnen beschäftigen

Wie kann man seinen Hund in Zeiten von #stayathome drinnen beschäftigen?

Es gibt viele Varianten unsere Vierbeiner in der Wohnung zu beschäftigen und Zeit mit Ihnen zu verbringen. Natürlich ersetzen diese Spiele keine ausgedehnten Spaziergänge. Ein tolles Intelligenzspielzeug ist ein Snackball, den man mit allerlei leckeren Kleinigkeiten befüllen kann. Der Hund muss dann versuchen durch die Öffnung den Inhalt herauszukullern. Ein gutes Training ist auch das Versteckspiel. Die Fellnase wird mit einem “Warte” oder “Bleib” in einem Raum platziert. In der Zwischenzeit versteckt man ein paar Leckerlis oder Lieblingsspielzeuge in einem zweiten Raum. Mit dem Kommando “Such” kann der Hund nun aufgefordert werden, besagte Dinge zu finden. So wird spielerisch der Geist des Hundes geschult. Schnüffelteppiche sind hier ebenfalls eine tolle Variante des Suchens. Da wir nun mehr Zeit zu Hause verbringen, können wir unserem Hund auch neue Tricks beibringen. Kann er schon “Pfötchen”, “High Five”, “Rolle” oder “Sprich”? Der Kreativität sind da keine Grenzen gesetzt und das Zusammenspiel stärkt die Hund-Mensch-Beziehung. 

Haben die Tierfuttermärkte weiter geöffnet?

Die Futtermärkte für Haustiere stellen einen Versorgungsstandort dar, ebenso wie ein Supermarkt. Daher haben sie auch weiterhin geöffnet. Da die Futtermärkte allerdings auch mit reduzierter Besetzung arbeiten, sollten diese auch nur für das Notwendigste aufgesucht werden. Außerdem ist ein kleiner Hundefuttervorrat für 14 Tagen ratsam, da man a) nicht jeden Tag in den Futtermarkt gehen sollte und b) im Falle einer Quarantäne Freunde und Familie vielleicht nicht beim nächsten Futtermarkt direkt vorbeikommen – anders als bei einem normalen Supermarkt, um dem infizierten Menschen ein paar Lebensmittel vor die Tür zu stellen.

Trotzdem heißt es hier auch in Maßen und nicht in Massen. Die Verkäufer leisten gerade einen großen Beitrag mit ihrem täglichen Gang zur Arbeit, wodurch man ihnen mit äußerster Freundlichkeit begegnen und Verständnis zeigen sollte, wenn beispielsweise die eine Sorte Leckerlis gerade nicht vorrätig ist. 


Es ist eine außergewöhnliche Zeit und die verlangt außergewöhnliche Maßnahmen. Und was könnte es jetzt schöneres geben, als intensive Zeit mit unserer Fellnase zu verbringen. Die freut sich nämlich ganz bestimmt, dass ihre Menschen nun alle zu Hause sind. Wenn wir uns alle an die kleinen, feinen Maßnahmen und Richtlinien halten, kommen wir gemeinsam durch diese Zeit. Bleibt gesund!

PODCAST
Der Buddy & Bello Podcast

Informative Gespräche und Interviews mit Züchtern, Tierärzten, Trainern und Experten. Wir informieren und unterhalten. Stay tuned!